Blogeintrag 11

Wir schließen an wo unser letzter Beitrag geendet hat, in Bobo-Dioulasso.

Wir verließen Andrej und seine Frau Sita und fuhren weiter durch den Süden Burkina Fasos Richtung Togo durch traumhafte Landschaft. Eine satte grüne Vegetation und Bilderbuchdörfer, Offroad-Fahrvergnügen und freundliche Menschen, das ist das Afrika, das wir lieben …

Wir entschieden uns dazu nicht gleich nach Benin, sondern zuerst nach  Togo zu fahren.

Das Togo-Visum bekamen wir an der Grenze, die Einreise erfolgte zügig. Die Grenzabfertigung war etwas chaotisch, aber wir wurden durchgeschleust und erreichten kurz vor Einbruch der Dunkelheit Togo. Wieder einmal mussten wir die Regel „never drive at night“ brechen. Zwar war die Straße gut, aber Fahrzeuge ohne Beleuchtung und Menschen am Straßenrand machen das Fahren in der Dunkelheit zu einem riskanten Unterfangen.

Da Togo sehr dicht besiedelt ist, war es nicht leicht einen angenehmen Übernachtungsplatz zu finden und so bogen wir einfach von der Hauptstraße ab und parkten unsere 1-Zimmer-Wohnung neben einer Baumgruppe.

Am nächsten Tag hörten wir schon, dass sich Besuch ankündigt und als ich einen Blick aus unserem Dachfenster wagte, sah ich, dass wir hier inmitten mehrerer Siedlungen und Felder stehen. Wir entschuldigten uns und luden die Männer auf einen Kaffee ein …

Die Fahrt ging weiter Richtung der Hauptstadt Lomé. Das Verhältnis zu Togo war zwiespältig. Wir freuten uns über die hügelige, grüne Landschaft, die angenehmen Temperaturen und die durchaus gute Infrastruktur. Leider jedoch dürfte Togo bereits etwas vom Tourismus verseucht sein und man muss sich in Acht nehmen, nicht bei jeder Gelegenheit abgezockt zu werden.

In Togo angekommen wurden wir gleich zur Kasse gebeten, weil Karli nicht angeschnallt war. In diesem schmalen Landstrich werden Regel und Pflichten offensichtlich auch (zumindest bei Gästen) exekutiert. Beim Blick ins Auto sagte der Polizist so etwas wie „schau, die Madame neben dir macht das richtig“, aber meine Vorbildlichkeit konnte die Strafe leider nicht aufheben.

Nach Karli´s mehrmaligem „I don´t understand“ (der Polizist sprach gut Englisch und drohte förmlich zu explodieren vor Wut) gab der Polizist auf und nahm 5000 CFA statt den verlangten 10000 CFA. Oberste Regel: blöd stellen, nichts verstehen und die Sache aussitzen. Acht Euro gespart, super!

Angeschnallt fuhren wir weiter und zweigten auf einen Schotterweg ab um ein paar Fotos der netten Umgebung zu machen. So grün war die Landschaft zuletzt in Frankreich … 

Dort bat uns ein Mann mit einem kaputten Reifen am Moped um unsere Hilfe. Zwar hatte das Moped keinen Platz im Bus, aber wir luden seine Frau und sein Kind ein und fuhren sie in ihr Dorf. Der Mann fuhr mit seinem lädierten Moped voraus. Als Gegenleistung (dachten wir zumindest) drängte uns der Mann förmlich dazu, Fotos von den umliegenden Dörfern zu machen und versprach uns eine Führung durch sein eigenes Dorf. Er zeigte uns sein „Schloss“, ich musste leider wegen dem heftigen Gestank nach Ziegenexkrementen schnell wieder raus und versuchte die Kinder und Frauen abzuwimmeln, die mich währenddessen anbettelten. Zuerst gab ich ein paar Stifte und den Rest von einem Block ab, aber die Forderungen wurden immer größer und als dann immer mehr Leute kamen, reichte es mir und ich schaltete auf Durchzug.

Als die Führung beendet war, kam ein anderer Mann in einem Fußball-Tricot daher mit Tickets und sagte uns, dass wir nun 3000 CFA für die Besichtigung von insgesamt drei Dörfern zahlen müssen, das hier sei UNESCO Kulturerbe. Bitte was? Da bietet man seine Hilfe an und am Ende darf man dafür bezahlen? Sicher nicht. Nach einer kurzen Diskussion stiegen wir schnell ein in den Bus und fuhren mit vollem Karacho davon. Der Kassier zückte sein Handy und uns war klar, dass uns irgendwer auf dem Rückweg stoppen wird. Ungefähr 200 Meter vor der Abzweigung auf die Hauptstraße war es auch soweit, ein Motorradfahrer hielt uns an und erklärte uns, dass wir ohne zu bezahlen das Dorf besucht haben. Karli erklärte unsere Sicht der Dinge und am Ende bezahlte er den halben „Preis“ von 1500 CFA um die Sache schnellstmöglich zu beenden. Trotz allem sind nette Bilder entstanden …

Auch an diesem Tag schafften wir es nicht, vor Einbruch der Dunkelheit einen Schlafplatz zu finden. Wir fuhren auf der Hauptstraße bis zu einer Umleitung über einen Pass, da die Straße auf diesem Streckenabschnitt under construction war. Für uns kein Problem, aber für den LKW-Verkehr umso mehr. Da in Afrika aufgeladen wird was das Zeug hält ohne Rücksicht auf Verluste (teilweise ragt die Ladung nochmal in der gleichen Höhe über die Fahrerkabine hinaus), stießen hier die LKWs an ihre Grenzen. Einmal bergauf stehen geblieben und es gibt kein Weiterkommen mehr. Einem LKW wurden die Bremsen heiß und er rettete sich vor dem Sturz in den Abgrund noch in einen Betonpfeiler am Straßenrand. Ein anderer Fahrer musste stehen bleiben, weil er von einem stehenden LKW blockiert wurde. Es entwickelte sich eine Schlägerei daraus, Männer gingen mit Holzpflöcken aufeinander los. Etwas verstört von den Erlebnissen folgten wir in der Dunkelheit einem kleinen Pfad mitten ins Gebüsch, wo wir die Nacht neben einem Strommasten verbrachten.

Am nächsten Tag erreichten wir endlich Lomé und kehrten in einem Camp am Strand ein. Nach dieser turbulenten Fahrt durch Togo genossen wir die schöne Atmosphäre am Strand „coco beach“, der seinem Namen alle Ehre macht …

Nächstes Ziel: Cotonou, Benin.

In Cotonou fuhren wir in ein Gästehaus und trafen uns mit einem kanadischen Paar, die auch am Weg nach Südafrika sind. Wir waren schon länger mit ihnen in Kontakt und freuten uns darauf, nach langen Wochen der Einsamkeit andere Leute zu treffen. Mittlerweile haben wir unseren Standort gewechselt und sind gemeinsam mit Serge und Jan in der Unterkunft. Unser Plan ist, im Konvoi Hell´s Kitchen (= Nigeria) zu bezwingen, leider jedoch fehlt uns noch das wichtigste dafür: das Visum.

Hier seht ihr unsere Route durch Burkina Faso, Togo und Benin:

Das mit dem Visum ist so eine Sache … wir möchten dem gerne einen eigenen Eintrag widmen. Fortsetzung folgt in TEIL 2 …

Liebe Grüße aus Cotonou,

A+K


2 Kommentare

Ernst Peneder · 24. Juni 2018 um 22:30

Diese Hilfsbereitschaft ist zwar daneben gegangen, aber das Dorf dürfte es Wert gewesen sein. Bitte bleibt aber Euren Grundsätzen treu. Und immer schön angurten Karli!
LG Ernst

Martina Wöhler · 25. Juni 2018 um 11:06

Hallo ihr 2 😁 schön von euch wieder zu lesen. Das ist bei weitem aufregender als unsere Reise ! Und super tolle Bilder , freue mich schon auf Teil 2 des Berichts ! Wir sind gerade in der Steiermark und auf dem Weg nach Wien. Warten auf den Abschleppdienst, der G hat Probleme mit dem Getriebe und wir hoffen das Beste für die weitere Fahrt 🙌 aber das Thema hatten wir ja bei unserem Treffen in Marokko , mit unserem Auto sind wir vor Reparaturen unterwegs nie sicher und müssen immer das Beste daraus machen 👏 liebe Grüße aus Lienz von Martina und Hans Peter und Lupo 🐺

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