Blogeintrag 24
Wir haben es also tatsächlich geschafft – nicht, dass wir jemals daran gezweifelt haben, aber jetzt, wo wir tatsächlich am Ziel unseres Trips angekommen sind und auf die letzten 32.000 Kilometer zurückblicken, sind wir schon ein bisschen stolz auf uns. Unsere Gefühle sind sehr gemischt. Karli ist etwas wehmütig, weil bald alles vorbei ist. Ich fühle auch einen großen Brocken Erleichterung, dass wir gesund am Ziel angekommen sind. Es ist für uns beide überwältigend, wenn wir uns in Erinnerung rufen, was wir alles erlebt haben und was sich alles verändert hat seit unserer Abfahrt am 11. März letzten Jahres. Dieses jahrelang im Voraus geplante Abenteuer hat ein Gesicht bekommen, es ist eine Geschichte entstanden, wir haben uns persönlich weiterentwickelt und haben bewiesen, dass wir beide ein gutes Team sind, auch wenns nicht immer einfach war.
Wenn wir die letzten fast 10 Monate nochmal Revue passieren lassen, sind es einfach zu viele Eindrücke um alles ordnen zu können. Wir haben Sachen erlebt, die jetzt irgendwie unwirklich erscheinen. Unsere Fahrt durch Nigeria in fünf Tagen, vorbei an 174 bewaffneten Kontrollposten, wo man nicht weiß, welcher Organisation die Leute angehören. 450 Kilometer quer durch die menschenleere Sahara, die unerwartete Einladung zum Abendessen bei einer Berber-Familie irgendwo im Nirgendwo, eine Polizei-Eskorte in Mali, die Liste ist lang, die Erlebnisse teilweise sehr schräg. Eins ist sicher: Wer uns fragen wird „Und, wir war´s?“, muss sich darauf einstellen, dass die Antwort länger als „Eh ganz lässig“ ausfällt 😉
Unseren letzten Blogeintrag widmen wir unserer Zeit in Südafrika, einem Land mit einer riesigen landschaftlichen und kulturellen Vielfalt. Fast drei Monate haben wir hier verbracht, so viel Zeit wie nirgendwo sonst fernab unserer Heimat.
Wir verließen Namibia am 25. Oktober, durch den trockenen Nordwesten Südafrikas ging es in nur wenigen Tagen durchs Landesinnere nach Kapstadt, einer Stadt, die kaum einer anderen gleicht. Nicht nur die „Waterfront“, die dem Tafelberg wortwörtlich zu Füßen liegt, sei hier erwähnt, das Stadtzentrum liegt eingebettet in Mitten zahlreicher Stadtteile, von denen jeder seinen ganz eigenen Charme verstreut. Rundum die Stadt findet man kilometerlange, weiße Sandstrände und einen erstaunlich sauberen, türkis-blauen Atlantik mit glasklarem Wasser. Einziges Manko: zum Baden etwas zu kalt.
Hier nun einige Schnappschüsse aus dem Zentrum Kapstadts …
Den besten Blick über die Stadt hat man natürlich vom Tafelberg, oder seinen benachbarten Bergen aus. Gleichzeitig kommen hier Bergsteiger auf einer Vielzahl verschiedener Routen voll auf ihre Kosten. Hier haben wir die schönsten Aufnahmen von Karlis Bergtouren für euch …
Nicht weit von Kapstadt entfernt, im Westcoast-Nationalpark, herrscht Karibikstimmung in der Lagune von Langebaan …
Eine Fahrt rundum die Kap-Halbinsel und ein Besuch beim Cape Point, nahe dem „Kap der guten Hoffnung“, durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn die Autoschlange vor dem Einfahrtstor zum Nationalpark lang war. Die Strände der False Bay, die Pinguine in Simon´s Town, der botanische Garten in Kirstenbosch und die Fahrt entlang des Chapman´s Peak – der schönsten Küstensraße der Welt – ließen uns aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen. Okay zugegeben, die Pinguine waren jetzt nicht sooooo der Burner …
Natürlich gibt es auch eine Kehrseite. Neben teuren, hauptsächlich von Weißen bewohnten Wohngegenden, gibt es auch in Kapstadt zahlreiche Townships und Squatter Camps, wo abertausende Menschen in Blech- und Holzhütten hausen. An sich nichts Ungewöhnliches in Afrika, aber dieser krasse Kontrast zwischen extrem arm und extrem reich macht einen doch irgendwie nachdenklich. Wohlstand und Elend liegen hier ganz nah beieinander.
Zwei Wochen lang ließen wir es uns in Kapstadt bei unserer Familie gut gehen, bevor wir gemeinsam mit Karlis Vater Richtung Durban aufbrachen.
Wichtigste Station dabei war das Cape Agulhas, wo Atlantik und Indischer Ozean aufeinander treffen, 200 Kilometer östlich der Stadt, der absolut südlichste Punkt Afrikas und daher die offizielle Ziellinie unserer Reise. Es war sehr cool nach 8 Monaten endlich am anderen Ende Afrikas zu stehen. Wir können uns noch gut daran erinnern, wie wir in Marokko die Fähre verließen und uns freuten, afrikanischen Boden zu betreten …
Entlang der Garden Route ging es vorbei an Port Elizabeth weiter nordwärts. In Port St. Johns am schönen Strand wurde trotz Haiwarnung gebadet und im ehemaligen Gebiet der Transkei erlebten wir nochmal so richtig afrikanisches Flair mit lauter Musik auf den Straßen, sengender Hitze (zu heiß um Fotos zu machen) und vielen, vielen Menschen …
In Durban bei Karlis Cousine und Cousin und deren Familien angekommen, wechselten wir sofort in den Relax-Modus. Die Zeit war so schön, dass wir unsere Abfahrt immer wieder um einen Tag aufschoben. Für uns war es schwer vorstellbar, dass die Leute in der Heimat Schneemänner bauen, während wir bei Sonnenschein am Pool entspannten. Durban selbst gefällt uns nicht, aber die Gebiete rundum die Stadt sind sehr schön, ein tropisch grünes Paradies. Nach dieser äußerst angenehmen Erholungspause starteten wir zu unserem nächsten Trip Richtung Kosi Bay ganz nahe der mosambikanischen Grenze, wo wir einige Nationalparks besuchten, weiter durch das Königreich Swasiland Richtung Johannesburg und wieder retour nach Durban …
Da wir die Verschiffung unseres Busses von Kapstadt aus planten, mussten wir den ganzen Weg wieder retour fahren, aber zuerst ging es nochmal für eine Woche zurück nach Durban. Wir haben uns dort so gut eingelebt, dass uns der Abschied nicht leicht fiel. Wir wissen zwar noch nicht wann, aber wir werden bestimmt zurückkommen.
Die letzte große Etappe zurück nach Kapstadt brachte zugleich auch das letzte große Abenteuer: die Fahrt über den Sani Pass nach Lesotho. Noch ein letztes Mal ging es über Stock und Stein hoch hinauf, anschließend auf über 3000m Seehöhe durch das wunderschöne Königreich Lesotho. Nach zwei Tagen bestritten wir den allerletzten Grenzübergang zurück nach Südafrika …
Abschließend folgten ungefähr 1000 Kilometer durch die trockene und heiße Karoo, die Halbwüste im Landesinneren Südafrikas. Hier stießen wir an unsere hitzetechnische Belastungsgrenze. Landschaftlich erinnerte diese Gegend ein bisschen an Namibia …
In Kapstadt verbringen wir nun die letzten Tage und genießen den Sommer, bevor es dann Mitte Jänner endgültig Abschied nehmen heißt. Der Bus wird weinen, wenn die Containertür hinter ihm geschlossen wird und auch wir werden ein paar Tränen vergießen, wenn wir in den Himmel Afrikas abheben.
Was lässt sich zusammenfassend nun über Südafrika sagen? Ein Land, geprägt von seiner dunklen Geschichte, erstrahlt in vielen Farben, das Land hat so viel zu bieten. Zwischen einer kargen Landschaft im Nordwesten und einem tropischem Paradies im Land der Zulu, findet man die nicht enden wollende Leere in der Karoo, am Westkap liegt eine der schönsten Städte der Welt. Fährt man die Ostküste entlang, trifft man auf das pure afrikanische Leben, quirlig und ungeordnet, einzigartig. In Südafrika treffen viele verschiedene Bevölkerungsgruppen und Kulturen aufeinander, die Erste und die Dritte Welt, Armut und Reichtum.
Nach fast drei Monaten und 8000 gefahrenen Kilometern im Land dürfen wir behaupten, dass wir das Land nun ganz gut kennen und können euch nur wärmstens empfehlen, Südafrika auf eure Bucket-List zu setzen.
Tja, was bleibt uns noch übrig zu sagen? ENDE.
Trotz Wehmut freuen wir beide uns auf Zuhause, auf unsere Familien und Freunde, auf etwas „Normalität“ und auf unseren kleinen Afrikaner, der im April das Licht der Welt erblicken und uns ein Leben lang an unsere großartige Reise erinnern wird.
Hier haben wir noch unsere wilde Route durch Südafrika, Swaziland und Lesotho für euch …
Einen allerletzten Beitrag mit ein paar Daten und einer Gesamtroute wird es in den kommenden Tagen noch geben.
Bis dahin,
sommerliche Grüße aus Kapstadt,
A+K
17 Kommentare
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