Blogeintrag 17

WIR SIND ZURÜCK!!! Die Bloggerei scheiterte in den letzten Wochen entweder an Strom oder Internet, beides gleichzeitig gab es leider nie 🙁

Wir starten in Kamerun und arbeiten Schritt für Schritt unsere Erlebnisse ab …

Erstmal verschnaufen hieß es für uns, als wir nach langen, anstrengenden Tagen, am 07. Juli, spät am Nachmittag, endlich Kamerun erreichten. Die Probleme mit dem Visum und die sehr anstrengende Fahrt durch Nigeria haben ganz schön an unseren Nerven gezerrt.

Ein kurzer Rückblick zum Grenzübertritt von Nigeria nach Kamerun:

Unsere Freunde aus Kanada und der Schweiz fuhren ein paar Tage vor uns los Richtung Nigeria, hatten aber Probleme am Grenzübergang Ekok, der wegen der Probleme im anglophonen Gebiet Kameruns im Südwesten für Touristen gesperrt war. Joris fuhr Richtung Süden in die Stadt Calabar, wo man per Fähre nach Kamerun übersetzen kann. Jan und Serge fuhren in den Norden. Da sich der Preis der Fähre auf 1900 USD belief, entschied auch Joris letztendlich die Grenze im Norden zu wählen. Für uns war von Anfang an klar, dass wir entweder Bissaula oder Gembu im Norden wählen. Der Grenzübergang bei Bissaula wurde aber auch zur kritischen Zone erklärt, also hieß es ab über die Grenze bei Gembu. Die anderen entschieden sich auf uns zu warten, somit fuhren wir die Strecke dann im Konvoi.

Nach kurzen Grenzfeierlichkeiten in Kamerun ging es gleich weiter, unser gemeinsames Ziel war die Hauptstadt Yaoundé. Nebenbei bemerkt ist das ein kleiner Minuspunkt am gemeinsamen reisen, man muss Kompromisse eingehen.

Leider hab ich am einzigen Gruppenfoto meine Augen geschlossen, kann passieren …

Wenn die Einheimischen hier Benzin mit Pinzgauern schmuggeln, kann man sich vorstellen, in welchem Zustand die Piste ist …

Am Grenzübergang selbst war nur eine kleine Polizeistation, unsere Einreiseformalitäten konnten wir aber am selben Tag noch im nächsten Dorf Banyo abwickeln. Dort wurde uns noch ein kostenloses Passavant ausgestellt. Es wäre hier aber auch kein Problem gewesen, das Carnet de Passage abstempeln zu lassen, was im Nachhinein gesehen die klügere Entscheidung gewesen wäre. Im Passavant wird die genaue Reiseroute angegeben, wenn man davon abweicht, so wie das bei uns der Fall war, gibt es bei der Ausreise Probleme 😉

Der Grenzübertritt dauerte länger wie in den Ländern zuvor, was daran liegt, dass wir offensichtlich die ersten Touristen mit eigenen Fahrzeugen waren, die diesen Grenzübergang wählten. Niemand wusste so wirklich, was zu tun ist.

Am frühen Nachmittag hatten wir dann alle Formalitäten abgeschlossen und waren somit offiziell in Kamerun eingereist. Es war ein sehr gutes Gefühl, Kamerun war ein weiterer Wendepunkt unserer Reise. Neben Westafrika wurde ein Häkchen gesetzt, wir sind nach vier Monaten in Zentralafrika angekommen. Die Strecke zwischen Österreich und unserem aktuellen Standort wird immer länger, die Distanz bis zu unserem ersten Zwischenziel Kapstadt immer kürzer, die Zeit vergeht wie im Flug.

Die Landschaft in Kamerun ist traumhaft. Pisten aus roter Erde, rundherum alles grün. Wir genossen die Fahrt durch diese wunderschöne Natur …

Die „Straßen“ wurden jedoch immer abenteuerlicher, wie ihr in den Bildern sehen könnt. Tief ausgefahrene Rinnen, steile Auf- und Abfahrten und kleinere Flussdurchquerungen, das Offroad-Feeling war perfekt, bis es plötzlich ganz grauslich krachte unterm Bus.

Bei einer steilen, steinigen Auffahrt riss ein Bolzen vom Stoßfänger, den Karli aber rasch ersetzen konnte. Wir dachten es ist alles wieder okay und fuhren weiter.

Einige Kilometer später bemerkte Karli aber wieder ein komisches Geräusch vom hinteren linken Reifen und stellte fest, dass da wohl noch mehr kaputt gegangen ist. Das linke Hinterrad eierte ziemlich und knackste immer wieder ziemlich laut. Die erste Diagnose lautete „Gelenk kaputt“, aber letztendlich stellte Karli fest, dass das Radlager gebrochen ist – und das war wirklich ein Problem!

Wir waren mitten im Nirgendwo, 75 Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Die Buskollegen aus der Heimat setzten sofort alle Hebel in Bewegung, gaben Support über WhatsApp und Martin – VIELEN DANK NOCHMAL – bot uns an, ein Ersatzteil nach Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, zu schicken.

Es stellte sich jedoch die Frage, wie wir in den nächsten Ort und vor allem nach Yaoundé kommen, das sind immerhin 460 Kilometer Piste. Verzwickte Situation … wir riskierten und fuhren in langsamen Tempo nach Tibati, eine andere Möglichkeit hatten wir nicht. Jan und Serge in ihrem Jeep blieben hinter uns, Joris fuhr vor uns suchte in der Zwischenzeit ein Hotel für die Nacht. Zum Glück ging alles gut und wir erreichten rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit das Hotel. Karli legte sich sofort unter den Bus und es bestätigte sich der Verdacht – Radlager ist am Ende, 15000km Afrika hinterließen ihre Spuren.

Ich war mies gelaunt, Karli fehlte ebenso eine zündende Idee. Zuerst der Stress mit dem Nigeria-Visum, im Anschluss die intensive Fahrt durch Nigeria, jetzt ein kaputter Bus, das Pech verfolgte uns. Ich wusste insgeheim, dass mein Mann eine Lösung finden wird, er hat bisher immer eine gefunden, aber trotzdem war es schwierig, optimistisch zu bleiben.

Am nächsten Tag bot uns Joris an, uns nach Yaoundé mitzunehmen. Dort können wir auf das Paket aus der Heimat warten und dann weitere Schritte überlegen. Wir nahmen dankend an, packten unsere wichtigsten Sachen in Stofftaschen und übersiedelten in den Toyota Landcruiser. Den Bus ließen wir in Tibati stehen. Wir starteten unseren Trip nach Yaoundé also mit einem Fahrzeug weniger, aber dafür in recht guter Gesellschaft.

Am zweiten Tag erreichten wir am Nachmittag die Hauptstadt und ließen uns im erstbesten Hotel nieder, das wir finden konnten. Der Burner war das nicht gerade, wir entschieden am nächsten Tag in ein Guesthouse zu übersiedeln. Die Bewertungen im iOverlander-App waren nicht besonders gut, aber wir fuhren trotzdem hin. Dort erwartete uns eine recht schräge Familie mit sehr strengen Regeln. Der Garten war schön, aber das wars dann auch schon.

Nach zwei Nächten verließ uns Joris Richtung Gabun und wir übersiedelten in ein anderes Hotel in Yaoundé. Am Freitag kamen unsere Ersatzteile an und Karli fuhr mit dem Nachtzug zurück nach Ngaoundal und weiter mit dem Buschtaxi nach Tibati. Ich wusste zwar, dass mein Mann wieder heil zurückkommen wird, aber es war trotzdem komisch, nach so langer Zeit auf einmal für mehrere Tage getrennt zu sein.

Sowohl Zug- als auch Buschtaxifahrt waren aufregend. 12 Stunden mit dem Nachtzug in einem vollgestopften Waggon, anschließend ging es weiter mit dem Buschtaxi, einem Toyota Corolla, nach Tibati: vier Leute vorne, vier hinten, drei Kinder und jede Menge Gepäck, ich war wirklich froh, dass ich nicht mitgekommen bin! Topspeed 120 km/h auf einer Piste, wo wir maximal 40km/h fahren.

In Tibati angekommen, ging es gleich weiter zu einer Werkstatt, Karli bekam Hilfe von einem Afrikaner, den er bei unserem ersten Besuch dort kennen lernte. Drei Afrikaner arbeiteten unter seiner Aufsicht am Bus, tauschten das Radlager, reparierten die Bremsen und stellten die Gangschaltung neu ein. Nach drei Stunden war die Arbeit erledigt und es ging weiter zum Abendessen in das Haus vom hilfsbereiten Afrikaner und anschließend zum Public Viewing, zur Erinnerung: Finale der Fußball WM 2018.

Am Montag machte sich Karli schon wieder auf den Rückweg nach Yaoundé, wo er am Mittwochabend völlig unangemeldet ankam. Ich freute mich sehr. Die Zeit ohne Bus und ohne Ehemann war komisch, es fehlte einfach was 🙂

Hier gibt’s nun Fotos der Reparatur in Tibati und der Strecke nach Yaoundé …

Vor der Rückfahrt nach Yaoundé wurden noch schnell die Tanks mit billigem Benzin vom Schwarzmarkt befüllt …

In den nächsten Tagen planten wir an die Küste nach Kribi zu fahren um dort etwas zu entspannen, bevor im Herzen Zentralafrikas das ganz große Abenteuer auf uns wartet …

Liebe Grüße aus Yaoundé

A+K

Kategorien: Kamerun

2 Kommentare

Martina und Hans Peter · 25. August 2018 um 17:51

Hej ihr 2 Abenteuer 🎭 wir freuen uns wahnsinnig wieder von euch zu hören bzw lesen ! Das ist wirklich ein grosses Abenteuer und ihr macht das wunderbar ! Wir denken oft an euch und haben eure Blog Meldung schon vermisst 😁 alles Gute und unseren besten Wünsche für die weitere Fahrt 🙌 freuen uns schon auf den nächsten Beitrag ! Liebe Grüße vom AMR Globetrotter Treffen in Amelinghausen 👏 Martina und Hans Peter und Lupo 🐺

Kai · 25. August 2018 um 20:44

Hallo Ihr beiden,

danke wiederum für den irre spannenden Bericht.
War es wirklich das Radlager oder das Radlagergehäuse am Querlenker? Letzteres gibt beim T3 ja auch gern den Geist auf :/
Kaputtes Radlager hatte ich mit dem T2 ja auch, in den Pyrenäen, bin letztendlich damit aber noch 1500 km gefahren. War kein Problem.

Weiterhin alles Gute und pannenfreie Fahrt!

LG

Kai

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