Blogeintrag 13
Nigeria TEIL 1: Grenzformalitäten
Ich hoffe, ihr habt alle das „Nigeria-Special“ gelesen? Die Geschichte geht weiter …
Das Visum hatten wir nach einem langen Kampf mit James in der Tasche, endlich konnten wir uns dem Giganten Nigeria stellen. Nigeria war auf unserer Route das letzte Land Westafrikas, das Tor zum tropischen Regenwald Zentralafrikas und für mich immer die Mutter aller Sorgen.
Ich hatte große Angst davor, dieses Land zu betreten, zu viele schlimme Sachen habe ich darüber gelesen. Spannungen diverser Natur im ganzen Land, dazu korrupte Polizisten an den zahlreichen Checkpoints, Müll soweit das Auge reicht und Leichen am Straßenrand – das klingt wirklich nicht sehr einladend.
Rückblickend würden wir zwar nicht sagen, dass Nigeria ein Paradies ist und wir die Zeit übermäßig genossen haben, aber wir haben überlebt, die Menschen dort sind freundlich und Müll lag auf unserer Strecke nicht mehr herum als in vielen anderen Ländern. Wir haben in diesen fünf Tagen trotzdem so viel erlebt, dass wir gar nicht alles in einem Eintrag unterbringen …
Los geht´s …
Wir wollten einen Grenzübergang wählen, möglichst weit weg von der Hauptgrenze bei Porto Novo und der Verkehrshölle Lagos. Wir fuhren daher zirka 100 Kilometer Richtung Norden und überquerten die Grenze zwischen Benin und Nigeria bei Ketoú. Die Ausreise aus Benin war unspektakulär, wir waren schon um 8 Uhr am Grenzübergang und erhielten umgehend unsere Ausreisestempel. Ein paar Meter später erreichten wir nigerianischen Boden, ein ganz harmloses Ortsschild wies uns darauf hin …
Wir wurden gleich weiter geschickt zum Zoll. Die Stimmung war trügerisch. Acht Uhr am Morgen, wolkenbedeckter Himmel, wenige Menschen auf der Straße, dazu dieses mickrige Nigeria-Schild, nichts wies darauf hin, dass wir im bevölkerungsreichsten Land Afrikas sind. Fast fühlten wir uns wohl.
Der Zollbeamte, ein stattlicher Mann mit Zigarette im Mund, führte uns in sein Büro. Er sagte, dass es ihm lieber ist, unser Carnet de Passage zu stempeln, als ein Laissez Passer auszustellen. Soll uns recht sein, so sparen wir uns etwaige Kosten. Er hat sich viel Zeit für die Papierarbeit genommen, aber er war sehr freundlich und alles verlief reibungslos und sehr professionell. Wow, wenn das so weiter geht, sind wohl alle Vorurteile Nigerias gegenüber ungerechtfertigt.
Das Büro von Polizei und Gendarmerie ist in Sichtweite vom Zollgebäude, nach etwas Smalltalk mit zwei Männern vor dem Haus, wurden wir zum Chef hineingebeten. Naja, mit der Freundlichkeit war es an dieser Stelle auch schon wieder vorbei. Ganz grimmig schaute er drein, sah sich unsere Pässe an und gab uns zwei blaue Einreisedatenblätter. Dann auf einmal, wie aus dem Nichts, hob er den Kopf und sagte mit finsterer Miene: „I give you two days, not more“. Nochmal rückblickend: wir bekamen in Cotonou nur ein Transit-Visum ohne Angabe einer Gültigkeitsdauer.
Alles klar, zwei Tage, sag mal machst du Scherze? Ein anderer Mann, keine Ahnung welche Position dieser innehatte, hatte recht gute Laune und einen Mords Spaß mit unserer verzwickten Situation. Das musste er aber auf Anweisung vom Chef sofort einstellen, da wir sonst den Respekt ihm gegenüber verlieren könnten. Zum Lachen geht man hier in den Keller.
Gut, in 48 Stunden durch Nigeria, das ist unmöglich und so versuchten wir unser bestes, eine längere Zeit herauszuschlagen. Schnell wurde aber klar, dass wir mit Reden nicht weiter kommen, die Herrschaften wollen Geld sehen und bleiben dabei beinhart.
Der „Lustige“ machte einen ihm entsprechend lustigen Vorschlag, dass wir ins Dorf gehen könnten um etwas Wein und Essen einzukaufen, damit wir alle gemeinsam erstmal eine schöne Party feiern können. Scherzkeks, uns war wirklich nicht zu Lachen zumute. Noch nie zuvor mussten wir in Afrika Schmiergeld in die Hand nehmen, diese Herren wussten aber ganz genau, dass sie das Zepter in der Hand hatten und wir ohne entsprechendem Bargeldtransfer hier nicht weiter kommen. Trotzdem versuchten wir das Spiel noch etwas weiterlaufen zu lassen. Wir kommentierten, dass es unmöglich sei, in zwei Tagen das Land zu durchqueren, das wurde im Prinzip auch so bestätigt. Fahren in der Nacht ist viel zu gefährlich, auch das wurde uns bestätigt. Ich kenne meinen Mann recht gut und sah es ihm an, dass er keinen Geniestreich mehr parat hatte und sich Schweißperlen auf seiner sonst trockenen Stirn bildeten.
Nach zähen Verhandlungen, nachdem eine halbe Flasche Whiskey und 3000 Naira den Besitzer wechselten, gab man uns gnädigerweise vier ganze Tage plus einen extra Ausreisetag. Plötzlich zeigte uns auch der Boss sein schönstes Lächeln und die Herren verabschiedeten uns mit einem Handschlag, einem Segen und einem „Have a safe journey!“
Weiter geht’s in Teil 2 …
1 Kommentar
Kai · 21. Juli 2018 um 14:04
Oh man, dass ihr euch das traut. Ein ganzes Stück wäre ich mitgegangen, aber Nigeria? Respekt! Bin natürlich irre gespannt auf die nächsten Folgen 😉 Übrigens auch im Dschungel. Ich drüch euch ganz doll die Daumen!
LG
Kai